FDP-Abgeordnete diskutieren neue Gentechnik-Regeln beim Kraftfutterwerk Kehl

v.l.n.r. Kreisvorsitzender FDP-Ortenau Johannes Baier, FDP-Stadtrat in Kehl und Landwirt Horst Körkel, Geschäftsführer RKW Kehl Bernhard Stoll, Martin Gassner-Herz MdB, Georg Heitlinger MdL

Der örtliche FDP-Bundestagsabgeordnete Martin Gassner-Herz sowie der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Georg Heitlinger, der Kreisvorsitzende der FDP-Ortenau Johannes Baier sowie der Landwirt und Kehler FDP-Stadtrat Horst Körkel waren am Freitag, den 06.10.2023 beim Raiffeisen Kraftfutterwerk in Kehl zu Gast. Empfangen wurde die Delegation vom Geschäftsführer Bernhard Stoll.

„Unser Kraftfutterwerk produziert seit 1999 Gentechnikfrei und seit 2010 ökologisches Mischfutter nach verschiedenen Standards wie Bioland, Naturland, Demeter und EU-Bio. Damit haben wir uns ein Alleinstellungsmerkmal im Markt erarbeitet und konnten unsere Absatzzahlen deutlich steigern“, betonte Bernhard Stoll, der zunächst das Unternehmen, das Produktsortiment und die strategische Ausrichtung vorstellte.

Martin Gassner-Herz zeigte sich als Mitglied der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe im Bundestag besonders interessiert für den Standort des Werks: „Durch den Standort am Kehler Hafen befindet sich das Werk nur wenige Meter über den Rhein von der französischen Uferseite. Die Nähe zu landwirtschaftlichen Unternehmen aus dem Elsass ist daher günstig für die Zusammenarbeit. Für mich ist das auch ein Zeichen der deutsch-französischen und europäischen Freundschaft und betont den vorteilhaften Standort des Kehler Hafens.“

Bernhard Stoll, der sich auch seit 2017 als ehrenamtliches Vorstandsmitglied im Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (kurz VLOG) engagiert, kam im weiteren Gespräch dann auch auf sein aktuelles politisches Thema zu sprechen: Den Vorschlag der EU-Kommission zur Lockerung der Regeln rund um die sogenannte neue bzw. grüne Gentechnik. Vereinfacht gesagt wird, anders als bei der sogenannten alten Gentechnik, kein fremdes Erbgut eingebaut, sondern lediglich das bestehende Erbgut verändert. Ermöglicht wird dies unter anderem mittels neuer Technologien, wie CRISPR/Cas, umgangssprachlich als Genschere bezeichnet.

Die EU-Kommission möchte die Regeln zur Zulassung derartig veränderter Lebensmittel vereinfachen und nicht mehr kennzeichnen. Denn die Mutationen könnten auch natürlich entstehen oder durch konventionelle Züchtung erzeugt werden. Man befürchtet insbesondere Wettbewerbsnachteile, Abhängigkeiten und eine Gefährdung der Ernährungssicherheit. Es bestünde die Chance Pestizide zu reduzieren und ertragreicher und somit auch nachhaltiger zu produzieren. Kritiker befürchten negative Einflüsse auf den menschlichen Organismus und die Umwelt und bezweifeln die Versprechungen.

Georg Heitlinger betonte, man dürfe sich modernen Züchtungsmethoden nicht von Grund auf verschließen: „In der Medizin ist der Einsatz von Gentechnik längst angekommen. Gerade der Durchbruch beim Corona-Impfstoff hat doch gezeigt, wie wichtig die Gentechnik-Forschung ist. Dieses Vertrauen müssen wir auch für neue genomische Verfahren in der Pflanzenzüchtung aufbringen. Sie können ein wichtiger Baustein sein, um Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, ohne Ertrags- und Qualitätseinbußen zu haben.“

Bernhard Stoll stellte klar, dass die ZG Raiffeisen Gruppe generell neuen Technologien aufgeschlossen ist und betonte, dass es aber unbedingt erforderlich sei, den Verbrauchern über eine klare Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit der Ware auch in Zukunft Klarheit darüber zu geben, wie ihre Lebensmittel hergestellt werden und was sie beinhalten, um selbst entscheiden zu können.